Blog: Workshop "Rosen in Textil"

letzte Änderung: 01.12.2021

Rosen in Textil Das Landesmuseum in Mainz hat uns angeschrieben und nach einem fünf-tägigen Workshop für Kinder gefragt. Das Thema: Textil-Techniken im Mittelalter.
Der Workshop sollte parallel zur Sonderausstellung "Ritter, Ross und Edeldame. Mittelalter digital erleben" laufen. Außerdem lief die Ausstellung zum Kaiserjahr 2021 "Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht", in der auch die Manessische Liederhandschrift ausgestellt wurde, zur gleichen Zeit.

Wir haben daraufhin einen Workshop angeboten, der sich mit den textilen Grundtechniken beschäftigt:

Spinnen
Weben
Färben
Sticken
Fingerschlaufen-Flechten
ein bisschen Nähen
Grundsätzliches zur Mode und Kleidung im 13. Jahrhundert.

Dabei war es mir wichtig, mit "authentischen" Materialien zu arbeiten: reine Schurwolle (zumindest zum Färben, beim naturfarbenen Webgarn habe ich aus Kostengründen kleine Abstriche gemacht und eine Beimischen zugelassen), Leinen, Seide und die in im Mittelalter gängigen Pflanzenfarben Krapp, Reseda, Indigo (als Substitut für Waid). Ich wollte den Kindern nicht nur erzählen, dass das Mittelalter durchaus auch bunt sein konnte, sondern wollte es auch vorführen, weil ich mich noch gut erinnere, was für ein Aha-Erlebnis die Pflanzenfärberei für mich selber war.

Angesichts der Manessischen Liederhandschrift in der Ausstellung hatte ich mir überlegt, als Stickmotiv eine Manesse-Rose oder ein anderes einfaches Motiv aus der Handschrift zu nehmen. Da die Kinder etwas von ihrer Arbeit haben sollten, war die Idee, eine Handytasche oder einfach ein Beutelchen herzustellen: Leinen, bestickt mit pflanzengefärbter Wolle im Klosterstich auf einer Seite und mit Fingerschlaufen-geflochtenen Seidenkordeln zum Zubinden. Das Ganze wurde dann noch gefüttert (hier kamen dann die Grundnäharten wie Rückstich und Überwendlichstich zum Einsatz), damit man nicht an den Stickfäden hängen bleibt.

Das Museum gab dann dem Workshop den schönen Namen "Rosen in Textil".

Vorbereitungen

Bereits in der Woche vor dem eigentlichen Workshop haben wir zuhause in unserer Küche fleißig Woll- und Seidengarn mit den Pflanzenfarben gefärbt - einmal um die Wolle zum Sticken und die Seide zum Fingerschlaufen-Flechten zu haben, andererseits um noch ein bisschen zu üben, bevor wir das mit den Kinder machen.
Hier zu sehen sind außen die Woll-Knäule und die vier inneren, kleineren sind die aus Seide. Von links nach rechts sieht man:

Rot: Wolle und Seide mit Krapp
Gelb/Apricot: Wolle und Seide mit Reseda (die Seide sollte eigentlich auch gelb werden, aber hier hat ein Strang krappgefärbte Wolle abgefärbt)
Grün: Wolle und Seide in unterschiedlichen Verhältnissen mit Reseda und Indigo (Mischfärbung)
Blau: Wolle und Seide mit Indigo
Schwarz: Wolle mit Krapp, Reseda und Indigo (Mischfärbung)

Mit Pflanzenfarbe gefärbte Garne

Der Workshop

Bis zuletzt hatten wir noch gebangt, ob der Workshop wegen Corona überhaupt stattfinden würde, aber das hat dann doch geklappt - natürlich unter entsprechenden Corona-Bedingungen: es war den ganzen Tag Maske tragen angesagt und wir bekamen einen sehr großen Raum zugewiesen, damit genug Abstand eingehalten werden konnte. Maskentragen und ein großer Raum, das ist natürlich für jemanden wie mich, mit einer eher leisen Stimme, durchaus eine Herausforderung. Aber man wächst ja bekanntlich mit eben dieser... ;-)

Unsere Gruppe bestand aus 8 Kindern (7 Mädchen und 1 Junge).

Nun haben die Corona-Bedingungen einiger unserer geplanten Aktionen erschwert, so dass wir vor Ort einiges spontan umplanen mussten. Und bereits am zweiten Tag mussten wir wieder umziehen, weil die Inzidenz weiter stieg und somit einen noch größeren Raum nötig machte.
Der neue Raum hatte es dann aber so richtig in sich: Die Steinhalle. Ursprünglich (1766/67) eine Reithalle, dann ein Theater, danach eine Kaserne. Heute befindet sich dort eine Auswahl berühmter römischer Mainzer Steindenkmäler und - übergangsweise der rheinland-pfälzische Landtag (wegen Ferien aber zur Zeit des Workshops nicht in Benutzung). Wir haben dann also dort gesessen, wo sonst die Fraktionssitzungen stattfanden. Der Plenarsaal war direkt hinter der Wand...
Das war schon eine eindrucksvolle Umgebung!

Vor allem die Pflanzenfärberei ist den Corona-Bedingungen zum Opfer gefallen, da nun nur zwei Personen gleichzeitig in der Küche sein durften.
Also habe ich ständig den Färbetopf zwischen Küche und Veranstaltungsraum am anderen Ende des Museums hin und her getragen, um zumindest den Start, einige Zwischenschritte (wie z.B. das Beizen) und das Ergebnis zu zeigen. Bei der Blaufärbung mit Indigo sind wir kurz ins Freie gegangen, um den Kindern das Verbläuen des gelben Garnes an der Luft vorführen zu können.
Auch das vom Museum geplante gemeinsame Kochen mit den Kindern konnte wegen der Beschränkungen in der Küche nicht stattfinden.
Das mit dem Weben hat leider auch nicht funktioniert, da die vom Museum versprochenen Webrahmen nicht für uns zugänglich waren.
Dafür haben wir mehr Zeit mit Sticken verbracht, was eigentlich auch ganz schön war.
Zwischendurch habe ich auch einiges zur Kleidung und Mode und zu Kopfbedeckungen erzählt. Zur Demonstration hatten wir unsere Kleiderpuppen dabei. Das Selberausprobieren der Kopfbedeckungen musste Corona-bedingt ebenfalls entfallen.

Ein Highlight waren natürlich die beiden Ausstellungen, für mich vor allem die Manesse.
Nun hat man dieses Buch als Nachdruck ja schon hundertmal durchgesehen - aber im Original wirken die Bilder noch einmal ganz anders.
Der Druck "verschluckt" tatsächlich viele sanfte Nuancen und das Original atmet eine ganz andere Lebendigkeit aus. Einfach nur wunderschön!

Insgesamt hat uns dieser Workshop mit den Kindern wahnsinnig viel Spaß gemacht und es war auch für uns ein ganz tolles Erlebnis!

Leider sind wir nicht viel zum Fotografieren gekommen, hier nun also ein kleiner Ausschnitt aus unserem Workshop "Rosen in Textil"...