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Gender-Gerechtigkeit

letzte Änderung: 16.06.2022

Hier ein paar Anmerkungen zum Gendern...

Früher fand ich diese Genderei auch einmal überflüssig, allerdings hat sich das mittlerweile geändert.
Was mich wirklich umgestimmt hat, war folgende Erzählung:
Als man in einer Schulkasse fragte: "Wer von euch könnte sich vorstellen, später einmal Astronaut werden?", meldeten sich hauptsächlich Jungen.
Wurde die Frage jedoch gendergerecht gestellt "Wer von euch könnte sich vorstellen später einmal Astronautin oder Astronaut zu werden?", zeigten auch viel mehr Mädchen auf. Offenbar sind Frauen im allgemeinen Denken eben doch nicht immer automatisch mitgemeint und - was viel schlimmer ist - sie fühlen sich mitunter selber gar nicht angesprochen. Und solange das so ist, sollte man gendern, wo es nur geht, sonst ändert sich dieser Zustand nie.

Wer gendern jetzt immer noch doof findet, sollte einmal kurz darüber nachdenken, wie es wäre, wenn ausschließlich das generische Femininum verwendet würde - wenn also nur noch von Astronautinnen, Ärztinnen, Politikerinnen, Bankerinnen, etc. die Rede wäre. Klingt seltsam, oder? Würde man sich als Mann da immer automatisch "mitgenannt" fühlen?

Und ja, der Gender-Doppelpunkt und anderen Formen des Genderns stören den Lesefluss tatsächlich ein bisschen. Nehmen wir das einfach als Gleichberechtigungsgedenk-Millisekunde, denn jedesmal, wenn wir über eine solche Formulierung stolpern, wissen wir, dass gerade Frauen plötzlich aus ihrer früheren Unsichtbarkeit aufgetaucht sind.

Im Übrigen habe ich mich für den Gebrauch des Gender-Doppelpunktes entschieden, da dies das (bisher) einzige Genderzeichen ist, das von Screen-Readern korrekt erkannt wird. Der Doppelpunkt fügt sich meiner Meinung nach auch besser in den Text ein als z.B. das Sternchen.

So weit, so gut.
Natürlich hat das Gendern seine Grenzen, zumal wenn man sich mit dem Mittelalter beschäftigt. Zwar waren Frauen damals nicht so rechtlos, wie man das heute gerne meint, aber von Gleichberechtigung konnte wohl kaum die Rede sein. Daher ist es wenig sinnvoll, Texte über das Mittelalter nachträglich zu gendern. Wenn da z.B. von Schmieden die Rede ist, sind auch nur die männlichen Schmiede gemeint - es handelt sich hier eben um kein "generisches" Maskulinum. Es gab sicher hier und da Ausnahmen, aber die werden dann auch extra erwähnt.