Talg für Talglichter von Carsten Giesen
Am "Tag des offenen Denkmals" in Quedlinburg haben wir ein neues Experiment gewagt: Talg herstellen für unsere Talglichter.
Gabriele und Philipp hatten beim Metzger ihres Vertrauens Rindertalg gekauft. Dieses sehr fetthaltige Gewebe ist dort eigentlich nur Abfall und somit für 1-2 Euro das Kilo zu haben. Der Rindertalg muss nun ausgekocht (oder ausgelassen) werden. Dazu habe wir ihn in kleine Stücke geschnitten (nichts für Menschen, die sich schon vor dem Fettrand am Kotelett ekeln!) und in einem Topf über das Kochfeuer gehängt.
Zusätzlich haben wir noch gut einen Liter Wasser dazu gegeben. Eigentlich war das nur ein Versuch gewesen, die Temperatur gleichmäßig zu verteilen, damit nicht die Stellen des Talges verbrennen, die den Topfboden berühren. Doch später hat sich - auch in Gesprächen mit anderen, die sich in der Talgproduktion versucht haben - herausgestellt, dass so die Temperatur genau auf den richtigen Niveau gehalten wird. Das Gemisch wird nun nämlich exakt 100 °C heiss und der Talg schmilzt aus dem Gewebe. Mit dem Wasser zusammen bildet sich eine leicht trübe, siedende Flüssigkeit, in der die Gewebereste schwimmen. Das Wasser verdampft nach und nach aus dem Gemisch, was man daran merkt, dass die Flüssigkeit klarer wird und die Gewebereste irgenwann frittiert werden. (Sie zeigen dann ein Aussehen und einen Geruch wie im Imbiss.)
Zu diesem Zeitpunkt nahmen wir den Topf vom Feuer und gossen den flüssigen Talg durch ein Leinentuch, um die Feststoffe auszufiltern.
Das Ergebnis gaben wir immer noch flüssig in die Lichter und legten aus Leinenfäden gedrehte Dochte hinein (ergeben sich beim Schneidern von Leinen ja von selbst). Beim Erkalten verfestigte sich der Talg, bis er schliesslich die Konsistenz von Wachs erreichte.
Fehlerquellen:
bei uns hat es bisher immer funktioniert, allerdings scheint laut Anderen, die damit experimentiert haben, der Talg nicht fest zu werden, wenn die Temperatur zu hoch ist. Ohne Wasserzugabe kann das Fett Temperaturen von über 200 °C erreichen, dann werden die langkettigen Moleküle aufgebrochen und das Ganze hat nur öligen bis tranigen Charakter: schlecht zum Transport!