Beinling
Auch die Beinlinge gehören zur Unterbekleidung. Das mittelhochdeutsche Wort für Beinling ist "hose". Eine Hose ist dabei ein Beinling, insgesamt trägt man also immer ein "Paar Hosen" (ein Begriff, der sich bis heute erhalten hat - obwohl man heutzutage nur ein Kleidungstück damit meint). Interessant ist es dabei auch, das englische Wort "hose" zu betrachten: es bedeutet Schlauch. Und auch die "Windhose" bezeichnet eine schlauchartige Erscheinung (mit nur einem Hosenbein ;-)).
Der Beinling ist also ein schlauchartiges Gebilde - man kann sich das Ganze etwa wie einen oberschenkellangen Strumpf vorstellen (Abb. 3), der an die Bruche angenestelt (angebunden) wurden.
Wobei es aus unserer Erfahrung sinnvoll erscheint, den Beinling vorne auf dem Oberschenkel spitz nach oben auslaufen zu lassen. Dies erleichert die Befestigung am Bruchenband.
Die Beinlinge sollten nach dem damaligen Geschmack möglichst hauteng sein, um die ganze Schönheit des Männerbeins zu betonen. Um das gewährleisten zu können, muß man über dehnbaren Stoff verfügen. Nach Aussagen von Ingrid Loschek in "Reclams Mode- und Kostümlexikon" gab es im Hochmittelalter bereits einen stretchartigen Stoff, dessen Dehnbarkeit durch die Art der Fadendrehung und des Webens erreicht wurde. Eine andere Möglichkeit ist das "Diagonalschneiden": nimmt man einen normalen Stoff und zieht ihn diagonal zur Fadenrichtung, weist er eine gewisse Dehnbarkeit auf.
Abbildung 3a zeigt, wie Bruche und Beinlinge kombiniert wurden (Ich bitte, die Auswahl dieses Bildes nicht irgendwie tiefenpsychologisch zu interpretieren! Es ist die beste mir vorliegende Abbildung von Bruche und Beinlingen und immerhin handelt es sich um ein Bild aus der Bibel, der Maciejowski-Bibel nämlich ;-)). Bruche und Beinlinge sind allerdings nur für Männer belegt.
Die Bruche wurde, wie oben beschrieben, mit dem Bruchenband an der Bruche angenestelt. Wie dies genau bewerkstelligt wurde, ist schwierig zu sagen. Einige Leute gehen von einem Nestelloch oben am Beinling aus, durch welches das Bruchenband gezogen und anschließend verknotet wird. Die einzige Abbildung, die ich kenne, die einen Befestigunsmeschanismus überhaupt erkennen läßt, ist wieder einmal aus der Maciejowski-Bibel (Abb. 3b). Hier sieht es so aus, als sei das obere spitz auslaufenden Ende des Beinlings mit einem Knoten versehen, um den das Bruchenband gelegt und dann verknotet wird. Bei Philipp klappt diese Methode jedenfalls ausgezeichnet.