Lexikon
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Faststeinzeug
Der Begriff "Faststeinzeug" ist in der Fachliteratur nicht ganz eindeutig belegt. Verschiedene Autoren verstehen unterschiedliche Dinge darunter und hinzu kommen die Begriffe "Frühsteinzeug" und "Protosteinzeug", die aus Sicht des Laien ähnliche Begriffe beschreiben.
Ich versuche hier, für mich eine Systematik in das Gebiet "Keramik im 13. Jahrhundert" zu bringen und beschreibe den Sachverhalt so, wie ich ihn verstanden habe...
Letztendlich beschreiben alle drei o.g. Begriffe den Übergang zwischen niedrig gebrannter und somit wasserdurchlässiger Irdenware und Steinzeug, welches hochgebrannt und wasserundurchlässig ist.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts konnten durch Weiterentwicklung der Brennöfen höhere Brenntemperaturen erreicht werden (ca. 1150-1200 °C). Dadruch konnten nun die Partikel des Tons teilweise mit einander verschmelzen. Die Verschmelzung (Sinterung) des Scherbens war noch nicht vollständig, aber sie sorgte bereits für nahezu wasserundurchlässige Gefäßwände und eine höhere Bruchsicherheit. Um diesen Prozess zu verbessern, wurde in verschiedene Richtungen experimentiert.
Es wurden andere Tone ausprobiert und andere Zusammensetzungen. Der Ton wurde teilweise sehr grob gemagert, d.h. dem Ton wurde mehr Sand zugegeben. Wenn der Sand schmilzt, ergibt das einen glatten, wasserundurchlässigen Scherben. Dies war bei den erreichten Temperaturen noch nicht vollständig möglich, so dass der Scherben oft sehr rau war.
Eine andere Möglichkeit war das Auftragen einer Engobe, um so eine glatte, wasserundurchlässige Oberfläche zu schaffen.
Neben dem "normalen" oxidierenden Brand in Sauerstoff verbrenndender Atmosphäre wurde auch reduzierend gebrannt. Beim oxidierenden Brand werden die im Ton enthaltenen Metalle in ihre Oxid-Form überführt (z.B. rostrot bei Eisen), beim reduzierenden Brand sind die Metalle in ihrer Metallform (bei Eisen ergibt das Schwarz). Reduzierende gebrannte Keramik ist alo meistens sehr dunkel.
Alles in Allem enstanden durch das Herumexperimentieren viele unterschiedliche Ergebnisse in Sachen Farbe und Beschaffenheit des Scherbens. Ganz im Gegenteil zur Irdenware und zum Steinzeug, dass sehr viel eindeutiger in Aussehen und Beschaffenheit ist. Das macht die Beschäftigung mit diesem Thema so schwierig.
Ich habe mich hier entschieden, all diese Übergangsformen unter dem Begriff "Faststeinzeug" zusammen zu fassen und im Kontext näher zu erläutern.
Mit dem Faststeinzeug kommen auch neue Formen in der Keramik auf und es beginnt die Blüte der Siegburger Töpfereien. Mit ihr kommt auch der typische "Wellenfuß" der Gefäße auf, der für Jahrhunderte typisch für Siegburger Keramik bleibt.
Neben Siegburg gab es auch in Langerwehe und Brühl im Rheinland Töpferei-Centren, in denen Faststeinzeug erzeugt wurde. Der Siegburger Stil wurde beispielsweise auch in Mayen kopiert.