Wie die starke Grafenfrau dem mächtigen Kurfürst Balduin die Stirn bot.
Über dem Hang der Moselschleife
nah Traben-Trabach, jenem Ort,
wo guter Wein gelangt zur Reife,
stand eine Veste ebendort,
die Starkenburg. Nur wenig Reste
künden von alter Herrlichkeit
und auch vom Kampf und Ritterfeste
aus ferner, längst vergangner Zeit.
Es herrschte in den starken Mauern
der Graf von Sponheim manches Jahr.
Doch leider musste um ihn trauern
sein braves Weib, die Loretta;
denn Heinrich fand in fremder Erde
beim Heerzug in das Türkenland,
was ihn als tapf´ren Krieger ehrte,
den Tod durch Feindes Schwerterhand.
Die Witwe, ohnehin geschlagen
durch ihres Ehemanns Verlust,
ertrug in Leid und Missbehagen,
wie Kurfürst Balduin mit Lust
begann ums Erb mit ihr zu streiten,
mit Tücke, wie es ihm gefiel.
Wollt sein Trierer Herrschaft weiten
und glaubte an ein leichtes Spiel.
Doch gegen jenes Bischofs Trachten
und dessen Machtsucht und Begehr
setzte Loretta, hoch zu achten,
sich mutig und mit List zur Wehr.
Wie sie denselben doch bezwungen,
trotz dessen kurfürstlicher Macht,
hat man im Liede oft besungen
und hinterher auch noch belacht.
Als eines Tages kam die Kunde:
"Der Kurfürst fährt mit seinem Schiff
abwärts die Mosel" schlug die Stunde,
für Hinterhalt und Übergriff.
Den Fluss sperrten mit Eisenketten
sie unter Wasser gut versteckt.
Der Balduin war nicht zu retten,
so fein war alles ausgeheckt.
Als sich das Boot hatte verfangen,
sah plötzlich sich mit Mann und Maus
der Fürstenbischof eingefangen
und wusste weder ein noch aus.
Versehen zwar mit allen Ehren
ward er zur Starkenburg geführt.
"Doch müsst die Freiheit Ihr entbehren",
entschied Loretta ungerührt.
"Ihr bleibt zum Ende Eurer Tage
oder Ihr leistet den Verzicht
mit Brief und Siegel. Nach der Lage
bleibt eine andre Wahl Euch nicht!"
Loretta ließ sich nicht erweichen.
Standfester war sie als ein Mann,
selbst als der Papst mit Zorneszeichen
sie noch belegte mit dem Bann.
Nach allem was wir drüber wissen,
und was an jener Frau gefällt,
hat Kurfürst Balduin beflissen
bezahlt für sich mit Lösegeld.
Und ist sodann zu Kreuz gekrochen,
indem ihr Erb ward anerkannt
und auch rechtmäßig zugesprochen
mit Dokument durch Bischofshand.
Zur Starkenburg kam so der Frieden.
Der Kurfürst hielt sich an sein Wort.
Im Mosel-Tal lobt man hienieden
Lorettas Wagemut hinfort.
Mit jenem Geld, will mancher schwören,
dass man ihr zahlte höchst kleinlaut,
- es ist am Namen schon zu hören -
wurde die Grevenburg gebaut.
Es lässt sich heute schwer bemessen
die Kühnheit, als sie diesen fing,
den Fürst, der Macht in Füll´ besessen
und dass dies trotzdem gut ausging.
Noch heute rätseln drum die Spötter,
ob Mut und Härte nur obsiegt,
oder ob sie - wissen´s die Götter -
mit Weiblichkeit in rumgekriegt.
mit freundlicher Genehmigung des Autors Fritz Hans Rückel.
In seinem Buch "Ritterschlag und Minnelied" finden sich noch weitere Burgballaden nach dem Sagenschatz an Rhein und Mosel.