Presse Gerresheim 2006 Text
vom 26. Juni 2006
Zeitreise mit Kräutermännchen
Mittelalterliches Treiben lockte am Wochenende einige tausend Besucher nach Gerresheim
In historischer Kulisse zeigte die handwerkliche Leistungsschau den Alltag einer Klosterbaustelle.
von PETER FRANK
GERRESHEIM. Liturgische Gesänge hallten durch den Kreuzgang der Basilika St. Margaretha, schwere Hämmer schmiedeten das Eisen, Steinmetze bereiteten den Stein für einen Kreuzbogen vor: An diesem Wochenende erwachte in Gerresheim im Schatten der Kirche das Mittelalter zum Leben. Vor den Augen des Besuchers stellte ein Zimmermann ein Gerüst her, Kräuterkunde, zeitgenössische Musik und Buchbinderei durften nicht fehlen - und am offenen Feuer färbte der Färber seine Tücher.
Alltag des 13. Jahrhunderts
"Ich habe nicht geglaubt, dass wir so einen Erfolg haben werden", sagt Hans-Christoph Lehmann, Organisator der Mittelalterlichen Klosterbaustelle Gerresheim. "Wir sind vom Besucherandrang ziemlich überrascht worden." Schon morgens bildeten sich Menschenschlangen vor dem Eingang, insgesamt besuchten rund 4000 Interessierte das bunte Treiben rund um das Gerresheimer Stift, das den Alltag im 13. Jahrhundert originalgetreu widerspiegeln soll. Lehmann, der bei der handwerklichen Leistungsschau nebenbei als "Architectus" auftritt, ist wie der Rest des Teams authentisch eingekleidet, sogar Beinkleider und Schuhe sind perfekt.
Zimmerer und Scheinmetz arbeiten Hand in Hand, sie bereiten einen Bogen für den Kreuzgang vor. Nach und nach wird der Stein geformt und auf das vom Zimmerer vorbereitete Holzstützwerk aufgesetzt - langsam entsteht der Bogen. Auch vor dem Bottich des Färbers hat sich eine Menschentraube angesammelt: Soeben wird am offenen Feuer die Farbflotte aus geschnittenen Birkenblättern bereitet. Im Sud werden dann je nach Zugaben von bestimmten Essenzen die Stoffe gefärbt.
Nebenan ist es heiß am offenen Feuer, das durch einen Blasebalg immer auf Flamme gehalten wird. Der Schmied bereitet das Eisen vor, um es dann auf dem Amboss zu einer Klinge zu schmieden. Philipp Klostermann, von Beruf Programmierer, aber mit Händen wie ein Schmied ausgestattet, ist begeistert von der Resonanz: "Das Publikum ist klasse und sehr interessiert. Von den niveauvollen Fragen sind wir teilweise richtig gefordert".
Überhaupt: Fragen werden von allen Teilnehmern bereitwillig und kompetent erklärt - weswegen auch die Mittelalterfreunde unter den Besuchern gebeten worden waren, ihre Kostüme zu Hause zu lassen, damit keine Verwechslungen entstehen konnten. Egal, ob es sich um das älteste Klebemittel der Menschheit - Rech - handelt, ob der Glasmacher zeigt, wie er das bunte Glas in Blei verpackt oder ob das Kräutermännchen über das älteste Kopfschmerzmittel fachsimpelt, der Wissensdurst kann stets gestillt werden.
Düsseldorf eingemeindet
Auch Oberbürgermeister Joachim Erwin zeigt sich vom mittelalterlichen Treiben in Gerresheim angetan. Für ihn ist der Stadtteil etwas besonderes, und so sagt er scherzhaft: "Bereits 1909 hat Gerresheim Düsseldorf eingemeindet" Auch Organisator Hans-Christoph Lehmann ist derart begeistert, dass er sich durchaus vorstellen könnte, das erfolgreiche Konzept in zwei Jahren zu wiederholen. Darüber dürfte sich neben den Besuchern auch die Bürgerhilfe Gerresheim freuen: Als Schirmherr der mittelalterlichen Klosterbaustelle erhielt sie den kompletten Gewinn der Veranstaltung für ihre guten Zwecke.
INFO:
Bürgerhilfe Gerresheim
Die Bürgerhilfe Gerresheim ist ein gemeinnütziger Verein unter Vositz von Hans Küster in und für Gerresheim.
Der Verein engagiert sich für Jugend- und Altenhilfe sowie soziale Problemfälle im Stadtteil.
Kontakt im Internet: unter www.buergerhilfe-gerresheim.de/