Moderne und historische Werkzeuge im Eigenbau von Philipp Klostermann
Herstellung von Metallborsten für Lederarbeiten
Bei den meisten Leder-Näharbeiten verwendet man keine Nadeln, um das Garn durch das Leder zu ziehen, sondern sogenannte "Borsten". Borsten sind dünne und flexible Teile, die eine Möglichkeit bieten, Garn daran zu befestigen, um das Garn durch "krumme" Löcher zu fädeln. Früher wurden dafür Schweineborsten verwendet, womit die Herkunft des Namens geklärt sein dürfte. Bei Schweineborsten muß das Garn kunstvoll mit der Borste verwebt werden.
Wer vorhat, seine Schuhe zu Hause und nicht im Rahmen einer mittelalterlichen Darstellung zu nähen, kann auf die Verwendung von echten Schweineborsten verzichten. Man kann statdessen moderne Drahtborsten verwenden. Solche bestehen aus Stahldraht, der zu einem sehr schlanken U gebogen ist. Die beiden Seiten des Us berühren sich und sind bis zur Spitze mit Lötzinn zusammengelötet. (Siehe Abbildung)
Nun führten meine Versuche, selbst Stahldraht mit Weichlot zu löten selten zu brauchbaren Ergebnissen, so daß ich mir etwas anderes ausdenken mußte. So fand ich eine Methode, den Draht mit Mitteln zusammenzulöten, die jeder im Haushalt hat und sich in der Apotheke bestellen kann. Borax gibt es für 5-6 Euro/250g in der Apotheke. Eine Gasflamme in irgendeiner Form (Campingkocher, Lötlampe, Gasherd) haben auch die meisten zu Hause und das Rohmaterial (30 cm Drahtseil und 10 cm flexibles Elektrokabel) gibt es im Baumarkt um die Ecke. Gut - ich mußte mir die Frage gefallen lassen, was ich denn mit einem 30 cm langen Stück Drahtseil vorhätte, aber dafür mußten die sich auch meine Antwort gefallen lassen: "Da mache ich Borsten draus!" ;-)
Den Besitz von einem Schraubstock o.Ä. und einer Zange setze ich mal voraus. Wer keinen Schraubstock hat, kann auch einen Nagel in ein Stück Holz schlagen und das Drahtende daran befestigen oder sich mit Holzbrettchen und einer Schraubzwinge aushelfen.