Lexikon
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Umhang
Unter einem Mantel verstehen wir im 13. Jahrhundert ein ärmelloses Kleidungssück mehr oder weniger aus einem Stück Stoff gefertigt, das vorne mehr oder weniger offen ist. Der Mantel ist das am häufigsten abbgebildete Überkleid.
In den meisten Fällen handelt es sich dabei vermutlich um einen Halbkreis. Die erhaltenen Fundstücke (nicht nur aus dem hier betrachteten Zeitraum) weisen in seltenen Fällen eine Aussparung für den Hals aus. Die meisten kommen jedoch ohne eine solche Aussparung aus. Von der Länge her ist er bei Frauen wohl meist überbodenlang, wenn er vorne am Hals geschlossen wird, verkürzt ihn das optisch etwas. Bei Männern ist der Mantel in den allermeisten Fällen waden- bis knöchellang. Ab und zu sieht man bei Männern auch etwas, was man als kürzeren, oberschenkel- bzw. knielangen Halbkreismantel interpretieren könnte.
Der Halbkreismantel konnte auf verschiedene Weisen getragen, bzw. drapiert werden:
Die einfachste Variante ist es, den Halbkreis einfach mittig über die Schultern zu legen. Der Mantel hängt dann vorne auf beiden Seiten gleichmäßig herunter (siehe auch Abb. 3.20, 1. von rechts.)
Der Mantel konnte auch über den Kopf gelegt werden. Dies sieht man meist bei Frauen, aber es gibt auch einige wenige Abbildungen von Männer mit dieser Trageweise (Abb. 3.23, Abb. 3.24 (Seitenansicht), Abb. 3.25).
Sehr oft sieht man, wie die vorne herabhängenden Mantelseiten auf einer oder beiden Seiten gefrafft werden (siehe auch Abb. 3.20, 1. von links.).
Eine weitere Trageweise ist das dramatische Drapieren des Mantels, indem man ihn um den Körper wickelt (siehe auch Abb. 3.20, 3. von links und 2. von rechts.).
Eine Unterart hiervon ist das Drapieren des Mantels als Fake-Cappa. Mehr dazu siehe auch unter "Externe Links zum Thema".
Vielfach sieht man auch dne Mantel vorne am Halsauschnitt mit einer Art Fibel befestigt (siehe auch Abb. 3.20, 2. von links). Auf Abb. 3.29 kann man sogar den kragenartigen Faltenwurdf erkennen, der sich dabei ergibt, wenn man einen Halbkreismantel so verschließt. Mitunter sieht man auch keine Fibel. Hier könnte der Mantel vorne einfach zusammengenäht sein (Abb. 3.35). Auf einigen Abbildungen sieht man auch, wie der Mantel, mitsamt Verschluss, quasi ungeöffnet einfach nur über die Schultern gelegt wird, anstatt ihn über den Kopf zu ziehen (Abb. 3.36).
Eine weitere Verschlussmöglichkeit vorne, die jedoch erst gegen 1300 auftaucht, sind Knöfpe, hier meist 3 - 7 kleine Kugelknöpfe. Hier kann man sogar den kragenartigen Faltenwurf erkennen, der sich dabei ergibt.
Eine weitere Variante des Halbkreismantels ist der Schnur- oder Tasselmantel. Hier wir der Mantel vorne locker durch zwei Schnüre (Abb. 3.31) oder ein Band (Abb. 3.32, siehe hierzu auch unter "Externe Links zum Thema") (Länge ca. 30 cm) zusammen gehalten. Dabei klafft er vorne natürlich weit auseinander, aber fällt nicht so einfach von den Schultern. Das ist z.B. wichtig, wenn der Mantel mit Seide gefüttert ist, die sehr leicht gleitet, im Gegensatz etwas zu Wollstoff. Das Tasselband konnte dabei noch mit Beschlägen verziert sein. An den Enden des Bandes sieht man das Band oft in Quasten (vergleiche englisch: tassels) auslaufen oder das Band endet an den sogenannten Tasselscheiben, mit denen das Band fixiert wurde. Oft wird auch dargestellt, wie die Trägerin die Finger einer Hand in das Tasselband hakt. Auch diese Geste galt aus ausgesprochen vornehm. Der Schnur- bzw. Tasselmantel ist meist im höfischen Kontext dargestellt und ist hier den Repräsentationskleidungstücke zuzuordnen. Speziell der Tasselmantel konnte eine Art Revers aufweisen (Abb. 3.33), das vermutlich gegen 1200 aufkam und zum Ende des Jahhundert wieder verschwand.
Wobei es offenabr auch noch die Version gab, einen Schnurmantel oben zu schließen.
Hier sind Beispiele für mutmaßlich kürzere Halbkreismäntel bei Männern zu sehen. Sie werden in Kombination mit der knielangen Cotta getragen.
Auch wenn uns die Halbkreismäntel nicht gerade sehr praktisch erscheinen, wurden sie im 13. Jahhundert offenbar nicht nur als Repräsentationskleidung verwendet. Ein Bild aus der Bible Porta (Ende 13. Jh.) zeigt den Auszug von Abraham, seiner Frau Sarah und Lot aus Haran nach Kanaan (Abb. 3.34). Hier dienen die Mäntel offenbar als Reisekleidung.
Eines ist an den Mänteln auf jeden Fall praktisch, vor allem für Frauen: sie sind einfach an- und abzulegen, da man sie nicht über den Kopf ziehen muss - was vor allem beim Tragen einer Kopfbedeckung sehr hilfreich ist.