Lexikon
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Blau färben
Ein dauerhaftes Blau erreicht man hauptsächlich mit einem Farbstoff: dem Indigo.
Indigo gewinnt man, wie der Name schon vermuten lässt, aus der Indigo-Pflanze, welche in Indien heimisch ist.
Der einheimischer Indigo-Lieferant ist das Waid.
Waid wurde im Mittelalter als Färbepflanzen angebaut. Es ist nicht so ergiebig wie der aus der Indigo-Pflanze gewonnene Farbstoff, daher muss man mehrmals färben, um die gleiche Intesität zu bekommen.
Aus diesem Grund ist ein helles bis mittleres Blau eine durchaus erschwingliche Farbe, wie z.B. auch der Bayerische Landfrieden (Mitte 13. Jh.) zeigt, der Blau als Farbe der Sonntagstracht für Bauern "erlaubt" (siehe auch Kleiderordnung).
Ein dunkles kräftiges Blau war aufgrund des Mehraufwandes oder eben des importierten Farbstoffs eine teurere Angelegenheit.
Die Blaufärberei mit Indigo/Waid basiert auf einem anderen Prinzip als die meisten anderen Farben. Bei Indigo muss man den Stoff nicht beizen, Indigo ist ein sogenannter Küpenfarbstoff.
Indigo ist selbst nicht wasserlöslich. Will man es aber auf eine Faser ziehen, muss man es in eine wasserlösliche Form bringen. Dies geschieht durch den chemischen Prozess der Reduktion (vereinfacht gesagt: dem Molekül wird Sauerstoff entzogen). Dies geschah früher durch ausgefaulten Urin, moderne Rezepte nehmen Natrium-Dithionit (man kann auch Entfärber nehmen, der enthält nämlich Dithionit). Durch die Reduktion wird aus dem Indigo das Leuko-Indigo. Dies ist gelb und wasserlöslich. Der Stoff wird nun in diese gelbe Flüssigkeit getaucht und so zunächst leuchtend gelb. Nimmt man den Stoff jedoch aus der Küpe und kommt er dann mit dem Luftsauerstoff in Berührung, setzt die Rückreaktion (Oxidation) ein und das Leuko-Indigo wandelt sich wieder in Indigo um, dass nun fest an der Faser verankert ist.
Hier die Ergebnisse einer entsprechenden Färbeaktion:
In der Mitte ist die Scharzfärbung: Wolle, Krapp, erster Zug Reseda, erster Zug Indigo erster Zug
Ansonsten haben wir da (beginnend bei 12 Uhr):
Wolle, Indigo, erster Zug
Wolle, Reseda erster Zug Indigo, zweiter Zug und nur 10 min
Wolle, Reseda erster Zug Indigo, dritter Zug und nur 6 min
Wolle, Indigo, zweiter Zug, 10 min
Seide, Reseda zweiter Zug Indigo, dritter Zug und nur 6 min
Seide, Indigo, zweiter Zug und nur 10 min
Hier sind ein paar Bilder von meiner aller ersten Indigo-Färbe-Aktion. Der Stoff ist furchtbar fleckig geworden und auch nicht sehr dunkel - aber es reicht, um das Prinzip der Küpenfärbung zu sehen.
Spiritus angerührt.
Es löst sich nicht, sondern
verteilt sich nur.
von Entfärber. Es bildet sich
eine gelbe Lösung.
sieht man schon, wie die gelbe
Färbung zunehmend bläulich wird.
Luftsauerstoff blau geworden.
Hier ein bisschen weiterführende Literaut zum Thema Färben im Mittelalter:
-
Ein Buch von alten Farben, Emil Ernst Ploss, Heinz Moos Verlag München, (gibt es nur antiquarisch)
- Handbuch der Naturfarbstoffe, Helmut Schweppe, Nikol Verlagsgesellschaft, ISBN 3-933203-46-5
- Naturfarben auf Wolle und Seide, Dorothea Fischer, AT Verlag, ISBN 3-8334-4692-7