Lexikon
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Wimpel
Der Wimpel ist ein schalartiges Tuch, was um Hals, Kopf und Nacken gelegt wurde, so dass vorne nur das Gesicht frei blieb. In dieser Formulierung sind sich Loschek und Kühnel einig.
Der Wimpel konnte alleine (Abb. 54, 55, 57, 67) oder in Kombination mit einem Schleier (Abb. 56, 58) getragen werden. Da er praktisch die Haare komplett verdeckte, galt der Wimpel als sehr züchtige und sittsame Kopfbedeckung. Er war sehr oft Bestandteil der Nonnentracht. (Abb. 56).
Eigene Versuche, die zeitgenössischen Bilder zu interpretieren, haben gezeigt, dass der Wimpel vermutlich ein ca. 170 - 180 cm langes und ca. 40 cm breites, schalartiger Stoffstreifen war. Dieser Streifen konnte dabei (wieder vermutlich) entweder rechteckig sein oder aber sich zu einem Ende hin dreieckig verjüngen. Auf diese Weise bekommt man jedenfalls Ergebnisse, die den Abbildungen recht nahe kommen. Außerdem entsprechen beide Formen den Grundformen, die im Hochmittelalter bei der Herstellung von Kleidern am häufigsten benutzt wurden. Erstaunlich ist dabei auch, dass diese Art der Kopfbedeckung ohne Nadeln auskommt. Wenn man den Wimpel gut gewickelt hat, kann er den ganzen Tag halten. Manchmal muss man ihn 2 bis 3 mal "nachjustieren". Verweise auf eine ausführliche Beschreibung meiner Wimpel-Rekonstruktionen und den Wickeltechniken finden sich im nebenstehenden Link-Kästchen.
Getragen wurde der Wimpel in verschiedenen Formen vom 9. bis zum 15. Jahrhundert.
Der Wimpel ist jedoch nicht immer eindeutig von der Rise (Abb. 59) zu unterscheiden.
Der Wimpel ist auch den verheirateten Frauen vorbehalten. Daher macht er auch bei Nonnen Sinn, denn diese sind ja mit Christus verheiratet.