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Lexikon

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Halsausschnitt

Beim Thema Halsausschnitt gibt es wenige Unterschiede zwischen Mann und Frau, aber durchaus zwischen arm und reich. Und wir haben offenbar eine zeitliche Entwicklung der modische Präferanzen.
Die sicherlich einfachste Art, einen recht eng anliegenden Halsausschnitt herzustellen, ist es, den Halsauschnitt so klein wie möglich zu machen, so dass der Kopf gerade so durch passt. Eine weitere Möglichkeit, die einen noch engeren Sitz erlaubt, ist das Anbringen von einem oder zwei Schlitzen. Dabei kann man entweder einen Schlitz in der Mitte des Halsasuchnittes vorne machen, wobei allerdings der Stoff zerschnitten wird und versäubert werden muss. Oder man lässt die Schulternaht auf einer oder beiden Seiten ein Stückchen offen, wobei kein zusätzlicher Schnitt entsteht. Der Schlitz kann dann mit verschiedenen Methoden geschlossen werden.

Im Folgenden wird es daraum gehen, die oben genannten Varianten mit Belegen zu hinterfüttern.

Kein sichtbarer Verschluss

Tatsächlich ist es so, dass die allermeisten Abbildungen auf Minituren keinerlei Schlitz oder Verschlussmechanismus zeigen. Was auf einen schlitzlosen Ausschnitt in Kopfumfang-Größe hinweist, oder ggf. auf Schlitze im Bereich der Schulternaht, da man die recht unsichtbar machen und verschlißen kann (dazu unten mehr). Das Fehlen eines sichtbaren Verschlusses ist allerdings nur ein Indizien-Beweis. Leider sind nicht genug Kleider aus dem betrachteten Zeitraum erhalten, um den verschlusslosen Ausschnitt als die Regelform zu belegen. Die Kutte des heiligen Franziskus hat jdenfalls einen solchen Ausscchnitt. Aber die Kutte hat auch sher weite Ärmel, was nicht dem modischen Normalfall entspricht. Insgesamt fällt die Kutte eben durch möglichste einfache Lösungen auf, dem Ideal der Armut folgend. Immerhin zeigt sie, dass diese Form des Ausschnitts durchaus genutzt wurde.
Von der Form her kann der Ausschnitt rund sein oder irgendwie eckig, z.b. V-förmig. Beides sieht man auf Abbildungen.

Senkrechter Schlitz

Kommen wir nun zum senkrechten Schlitz und dem Verschluss durch einen Fürspan: Hier gibt es im Bereich Skulptur bis ca. 1260 eine ganze Menge eindeutige Belege. Die dazu passenden archäologischen Funde in Form von Fürspanen sind auch vorhanden. Im Bereich der Buchmalerei jedoch tauchen Fürspane nur sehr sparsam auf. Das Weglassen des kleinen Kringels, der meist einen Fürspan darstellen soll, durch "Faulheit des Malers" zu erklären wäre ein bisschen sehr einfach und nicht wirklich logisch, da an den Figuren oft sehr viele feine Details gemalt wurden, da ist das Weglassen eins Kringels nicht wirklich eine lohnende Einsparung. Zumal es ja ein paar Exemplare gibt und Fürspan-artige Verschlüsse bei Mänteln auch zu sehen sind. Fest steht jedenfalls, dass in den Werken der Buchmalerei eine Menge mehr Leute dargestellt werden als es in den Kirchen große, repräsentative Figuren gibt. Insgesamt sollte man wohl davon ausgehen, dass Fürspane nicht in großen Mengen vorkamen, sondern die meisten Halsauschnitte keinen sichtbaren Verschluss hatten. Bleibt zu erwähnen, dass ab dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts die Abbildungen von Fürspnen noch seltener werden, auch in der Skulptur. Ab und zu tauchen sie noch auf, im Fundgut sind auch noch welche vorhanden, aber insgesamt scheinen sie aus der Mode gekommen zu sein.



Eine ebenfalls gut belegbare Verschlussmethode sind Knöpfe. Sie kommen gegen Mitte des 13. Jahrhunderts auf, zunächst meist drei an der Zahl. Gegen Ende des 13. und vorallen dann zu Beginn des 14. Jahrhunderts werden die Knöpfe zahlreicher und sitzen enger beieinander.

Eine weitere Verschlussmöglichkeit für den senkrechten Schlitz sind Bändsel aller Art, inklusive Schnürungen. Da gibt es tatsächlich ein paar spärliche Abbildungen, alle sind indie erste Hälfte des 13. Jahrhunderts einzuordnen.

Tatsächlich sieht man auch eine handvoll Abbildungen, in denen nur der Schlitz, ohne Verschluss zu erkenen ist.

Verschluss auf der Schulter

Die sichtbare Variante des Verschlusses mit Hilfe der nicht ganz geschlossenen Schulternaht ist sicherlich die Knopfleiste. Diese taucht jedoch erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts auf. Es gibt jedoch auch das Kleid der hl. Klara, das tatsächlich auf einer Seite eine nicht ganz geschlossene Schulternaht aufweist. Wie diese Öffnung gschlossen wurde, ist jedoch nicht erkennbar. Es gibt jedoch einen Fund vom Ende des 12. Jahrhunderts, das Hemld des hl. Thomas Beckett, das ebenfalls einen Verschluss im Schulterbereich aufweist, der mit einem Knöpfchen geschlossen wurde. Interessanterweise, ist hier der Rumpf jedoch aus einer Bahn für Vorder- und Rückseite geschnitten, sodass keine Schulternaht vorliegt und somit trotzdem versäubert werden musste. Trotzdem hat man einen Schlitz im Schulterbereich gemacht und nicht vorne mittig. Es gibt auch eine Grabplatte, die auf einen beidseitigen Verschluss der Schulternaht durch Knöpfe hindeuten könnte.

Zum Schluss noch ein bisschen Statstik aus diversen Codizes:

WerkZeitFürspanKein VeschlussBändsel/SchnürungSchlitzKnöpfe
Ingeburg Psalter DK12100Alle000
Elisabeth Psalter D1200 - 12170Rest230
Kristina Psalster F12300Rest020
Gosslar_Evangiliar D12400alle000
Mainzer Evangeliar D12502Rest000
Würzburger Psalter mit Kalendarium D1260-12650alle000
Psalter mit Totenoffizium - BSB Clm 23094 D12650Alle000
Regensburger_Messbuch D12700Rest002
Psalter Ludwig des Heiligen F12700Alle000
Arthuriam Romances MS 229 F1275-13000Alle00Bei Überkleidern
Murthly_hours_1280 F12800Rest031 bei Überkleid
Somme le Roi F1290-13000Alle011 bei Überkleid
Somme le Roi F12950Alle006
Biblia Porta12991Rest0--
Rudolf von Ems Weltchronik D13000Rest003
Rudolf von Ems Weltchronik CH13000Rest0116


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